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Phrantic im Interview
Autor: JoKer

Phrantic im Interview

Es ist wieder Zeit für ein neues Interview! Heute, am Ostersonntag, stellen wir euch als Interviewpartner den Hardstyle-DJ und Produzenten Phrantic vor. Er ist schon seit über 12 Jahren in der Hardstyle-Szene fest verankert. Viel Spaß mit dem Interview und froße Ostertage!

Hey Alex, lieben Dank, dass du uns ein paar Fragen beantwortest! Du hast bereits im Alter von 15 Jahren deinen ersten Track auf Therarecords veröffentlicht. Wie war das für dich und wie ist es dazu gekommen?

"Danke vielmals für die Einladung und das Interesse. Ich war so zwischen 13 - 15 ein ziemlicher Gaming-Nerd (eigentlich bin ichs immer noch) und zurzeit damals auf vielen Gaming-Foren unterwegs (2006 - 2008 rum). Auf einem der Foren war die Seite des belgischen Tek/Hardstyle-Clubs Complex verlinkt und auf der Startseite spielte der Webplayer eine Auswahl von Hardstyle-Tracks. Der erste war D-Block & S-Te-Fan - Keep It Coming. Hardstyle war mir eigentlich schon länger ein Begriff, aber damals war mir der grundlegende Sound etwas zu düster und wahrscheinlich für einen 13-Jährigen auch etwas zu wenig eingängig. Der melodiöse Nu-Style Hype (heute als Classic-Hardstyle bekannt) änderte das schlagartig. Wobei Hardstyle für mich vorher eher eine Art schräge Faszination umgab, nahm mich die Musik nun immer mehr und mehr ein. Um die Zeit damals herum hab ich auch das erste Mal FL Studio installiert. Ich war zuerst der Ansicht, so "simpel" wie Hardstyle für mich damals klang, kann es doch nicht schwer sein einen Track zu produzieren. Dass dem nicht so ist, habe ich aber schnell gemerkt. Der Ehrgeiz und die Faszination am Genre hielten mich aber fest im Griff und der Rest ist mehr oder weniger Geschichte.
Was Internet-Foren betrifft war ich ja schon versiert. Für Hardstyle gab es damals Global Hardstyle - DIE Anlaufstelle, wo sich diverse heutige und auch damalige Szenegrößen tummelten. Beispielsweise diskutierten Personen wie Frontliner, Zatox, Frequencerz, Da Tweekaz und viele mehr über verschiedenste Themen und neue Releases. Ich hatte Freude daran, mit verschiedenen Produzenten zu connecten und meine Produktionen auszutauschen. Oftmals war bei den Profilen die MSN-Adresse ersichtlich - damals der beliebteste Messenger. Also sammelte ich diese Adressen und fing an diversen Personen zu schreiben. Einer davon war DJ Thera, der sich damals von Brennan & Heart trennte. Zu der Zeit startete sein Label Theracords - damals eine Art Gegenbewegung zum Nu-Style-Sound. Obwohl ich mich anfangs lediglich für die melodiösen Sachen begeistern konnte, fing ich an, mich nun auch eher mit den älteren, "dumpferen" Tracks auseinanderzusetzen. Pieter / DJ Thera sah Potential in meinen Produktionen und entschied sich nach einer gewissen Zeit dafür, eine meiner Kollaborationen mit Stana, damals einem anderen Theracords Künstler zu veröffentlichen. Darauf folgte dann eine eigene EP. Für mich war das natürlich ein Riesending. Obwohl es damals ein sehr kleines, unbedeutendes Label war, war ich sehr stolz darauf, dass jemand meine Musik für gut genug befand um sie zu veröffentlichen. Kaum zu glauben, dass das schon 12 Jahre her ist und wie sich die Szene gewandelt hat. In der Zwischenzeit ist natürlich sehr sehr viel passiert und auch Stilweise hat sich bei mir einiges geändert. Ich denke, dass geht aber vielen Künstlern so."

Du bist nun schon seit über 12 Jahren als DJ und Produzent aktiv. Welches war in der Zeit dein bisher schönstes Erlebnis?

"Es gibt sehr viele schöne Erlebnisse. Dazu gehören sicherlich: Der erste Release, die erste Schallplatte, die erste Party und der erste Auftritt (Mann, hat mich die 30-Leute-Party geflasht), fürn Wochenende nach Australien fliegen nur zum Auflegen oder die ganzen anderen Orte, die man so gesehen hat und noch ganz ganz viel mehr. Ich denke es gibt aber zwei, die mir sehr fest in Erinnerung blieben. Das erste Mal für die Defqon.1 gebucht zu werden und die erste Hardstyle-Party in meiner Heimatstadt (St. Gallen). Mit 18 bei der Defqon.1 2012 zu spielen war sehr sehr cool und auch ein wahnsinnig aufregendes Erlebnis. Jedoch werde ich niemals vergessen, wie's war, die Mail zu bekommen, dass ich für die Purple-Stage angefragt wurde. Ich konnte es zuerst kaum glauben. Es war für mich ein Riesending - ich war seit einer langen Zeit der erste Schweizer Hardstyle-Act, der für ein Q-Dance-Event gebucht wurde. Ich hatte damals sehr wenige Bookings in der Schweiz. Leider basierte die Szene sehr stark auf Vetternwirtschaft und ein 18-Jähriger ohne finanzielle Ressourcen oder viel Publikum, das er an eine Party bringen konnte, wurde kaum gebucht. Talente konnten sich schwer etablieren und orientierten sich - wenn überhaupt - am internationalen Markt. Vom Big-Player anerkannt zu werden, war damals für mich eine irrsinnig wichtige Bestätigung und zeigte mir, dass ich auch ohne Anerkennung in meinem Heimatland weiterkommen konnte. Witzigerweise ist das zweite Erlebnis, das mir blieb, die erste Party in meiner Heimatstadt im Jahr 2015. Ich hätte mir früher immer gewünscht, dass es in St. Gallen Hardstyle-Events gibt, aber kein Veranstalter hat sich getraut. Umso cooler war es für mich, als mich der Organisator der Hauptevents im KUGL anschrieb, um mich um meine Meinung zu bitten. Er wollte wissen, ob es echt genug lokales Interesse für ein Hardstyle-Event gibt und welchen internationalen Act man dafür buchen sollte. Das KUGL ist und war für viele in St. Gallen der erste Club, in den sie reinkommen. Als ich mich mit 15 und einem gefälschten Ausweis mit meinen Freunden in eine Hip-Hop-Party reinmogelte, hätte ich sicher nicht gedacht, dass so etwas hier mal möglich wäre. Sonst gab es schließlich keine Events in der Ostschweiz - für die nächsten musste man mindestens eine Stunde Zug fahren. Ich habe schließlich die Planung des Events beraten und wurde als Support für Zatox gebucht. Es war damals ziemlich unklar wie der Abend laufen würde, zumal es etwas ganz Neues hier war. Deshalb rührte ich ordentlich die Werbetrommel. Am Abend im Club angekommen, waren die Sorgen dann wie weggeblasen - es war eine ordentliche Menge an Leuten da und ein sehr sehr großer Teil davon, waren Freunde und Bekannte von mir. Die hörten natürlich immer, wo ich überall spielte, konnten aber nicht mitkommen. Nun hatten sie endlich einmal die Gelegenheit einen Auftritt mitzuerleben und brachten eine riesige Portion Stimmung mit. Es fühlte sich an wie eine Art Homecoming. Der Veranstalter entschied sich schließlich ein festes Eventlabel daraus zu machen und ich wurde involvierter in das ganze Konzept. Aktuell produziere ich Promotion/Show-Audio für die größeren Events und berate hinsichtlich aufkommenden Trends für das Booking."

Was können wir in nächster Zeit von dir erwarten?

"COVID-19 hat mir aktuell einen ziemlichen Strich durch die Rechnung gemacht - ich wollte eigentlich 2020 durchstarten mit einigen neuen Produktionen und einem Konzept. Da aber die Bookings und der Druck wegfielen, nahm ich mir Zeit, mich als Produzent weiterzuentwickeln. Bald sollten ja hoffentlich erste Events wieder anlaufen und dementsprechend beginnt jetzt auch das Marketing für Phrantic 2021+. Ein erster Track mit GLDY LX (Set The World On Fire) ist vor etwas mehr als einer Woche erschienen. Der Plan ist, jetzt regelmäßig neues Phrantic-Material zu präsentieren und zu definieren, wofür mein Name stehen soll. Es sind einige Collabs mit Künstlern geplant, sowie eine Menge an unreleasten Tracks, welche aktuell ihren Feinschliff bekommen. Ebenfalls arbeite ich an einem Remix für einen größeren Künstler, den ich hoffentlich bald teasern kann."
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